Zu den bösartigen Tumoren der Kopf- und Halsregion zählen verschiedene Hauttumore und Metastasen von Schleimhaut Karzinomen- ausgehend von den Lippen, der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen, der Mundhöhle, des Rachens und Kehlkopfes sowie der Speicheldrüsen und der Schilddrüse. Die weltweite, aber auch die österreichischen statistischen Daten zeigten in den letzten Jahren, dass Kopf-Halstumoren an 6. Stelle aller Tumorerkrankungen liegen. Weltweit erkranken jährlich 500.000 Patienten und in Österreich sind es ca. 800-1000 Neuerkrankungen jährlich.
Die Ursachen, die zu einer bösartigen Erkrankung im HNO Bereich führen, sind bekannt. Hier nur noch einmal zum Überblick:
Übermäßiger Konsum von Alkohol und Rauchen sind hauptverantwortlich für das Entstehen von Karzinomen des Kopf-Halsbereiches. In den letzten 10 Jahren haben zahlreiche Studien belegen können, dass das Humane Papilloma Virus (HPV) ein wichtiger Risikofaktor für die Krebsentstehung, vor allem von Rachenkarzinomen darstellt. Für Bösartige Hauttumoren ist eindeutig die ungeschützte und übermäßige Sonnenexposition ein Risikofaktor. Durch unseren Lebensstil, aber auch durch unsere Umwelt, hat die Anzahl von Patienten, die an der Refluxkrankheit leiden, in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Auch hier konnten Studien einen diskreten Zusammenhang zwischen Sodbrennen und der Entstehung von Kehlkopfkrebs aufzeigen. Metall-, (Chrom, Nickel), Leders-, und Holzstaub als Risikofaktoren für die Entstehung von Karzinomen der Nase und Nasennebenhöhlen, insbesondere des Adenokarzinoms vom „intestinalen Typ“ des Ethmoids seit längerem bekannt.
Für den klinischen Alltag ist die Aufklärung der Patienten über ihre Erkrankung enorm wichtig. Denn hier gilt das Motto: Nur vor dem Unbekannten und Ungewissen hat man Angst. Und einen Patienten mit Angst kann man schlechter als Arzt führen, als einen gut aufgeklärten Patienten, der alle ´Höhen und Tiefen´ der Therapie mitträgt.
Das sogenannte Plattenepithelkarzinom kommt in mehr als 90% aller Tumorpatienten vor. Seltener sind Tumoren der kleinen und großen Speicheldrüsen, Melanome, Lymphome oder Sarkome. Weiters ist die Anamnese für die weitere Behandlung von größter Wichtigkeit.
Folgende Punkte sind für den behandelnden Arzt zu wissen wichtig:
-) wie hoch ist der Zigaretten Konsum (Anzahl der Zigaretten pro Tag)
-) Alkoholeinnahme, Sonnenexposition, familiäre Krebsbelastung
-) Schmerzen im Mundbereich, Schluckstörungen, Mundgeruch, Mundöffnungsstörung
-) Heiserkeit bestehend länger als 3 Wochen
-) Länger bestehende Nasenatmungsbehinderung (besonders einseitig)
-) wiederkehrendes Nasenbluten, übelriechender Nasenausfluss
-) einseitiger Ohrschmerz, Mittelohrentzündung mehrere Monate bestehend mit Hörminderung
-) Schwellungen aller Art am Hals länger als 3 Wochen bestehend
Die allerersten diagnostischen Schritte, die eingeleitet werden müssen, sind:
-) Endoskopie, flexible oder starr, der gesamten HNO Region in der Ordination bzw. in der Spitalsambulanz
-) Ultraschall der Halsregion: diese Untersuchung ist von der Auflösung weitaus besser, als die im Vergleich zu CT und MRT, aber die Bilder sind dynamisch, daher sehr Untersucher-abhängig und daher nicht reproduzierbar. Es besteht aber keine Strahlenbelastung bzw. ist kein Kontrastmittel notwendig.
-) CT/MRT: sind im zweiten Diagnoseschritt durchzuführen und liefern statische, reproduzierbare Bilder, die auch interdisziplinären Tumorboard begutachtet werden können. Wichtig ist dabei zu wissen, dass das CT vorteilhafter bei der Beurteilung von Knochen ist, wobei das MRT bei Weichteilen den Vorzug genießt.
-) Neben dem ärztlichen Gespräch und der klinischen HNO Untersuchung ist die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) eine weitere, unkomplizierte, sichere und kaum schmerzhafte Technik. Die FNAB ermöglicht eine Entnahme von Zellen aus einer Raumforderung am Hals. Dabei verwendet man dieselbe dünne Nadel, wie bei einer gewöhnlichen Blutabnahme. Dieser Vorgang dauert etwa 1 Minute und ist in der Regel nicht schmerzhaft. Wichtig für alle Patienten ist zu wissen, dass eine Woche vor einer geplanten FNAB keine gerinnungshemmenden Medikamente, wie z.B. Thrombo-Ass, eingenommen werden dürfen. An vielen Abteilungen wird neben der FNAB, auch die Stanzbiopsie durchgeführt.
-) Als Abschluss der Diagnostik bei Kopf-Hals Tumor Patienten ist die sogenannten Panendoskopie in Vollnarkose. Diese Untersuchung sollte erst nach Durchführung aller vorher genannten Untersuchungen gemacht werden. Dabei ist es wichtig dem Patienten die Angst vor dem Eingriff, der etwa 15-20 min dauert und mit einer oder mehreren kleinen Biopsie einhergeht, zu nehmen. Spätestens am nächsten Tag, wenn keine Komplikationen auftreten, kann der Patient nach Hause entlassen werden. Die Komplikationsrate, mit Tracheotomie oder Schmerzen oder Nachblutung, liegt unter 1%.
-) Bei histologisch verifizierten Karzinom der HNO Region sollte bei jedem Patienten eine Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard, bestehend aus Mitgliedern der Klinischen Onkologie, Strahlentherapie, Maxillofazialen Chirurgie, HNO, Pathologie, Radiologie und Pflege, vorgestellt werden. Hierbei sollte an jeder Abteilung, die ein Tumorboard etabliert hat, eine Telefonnummer bekannt gemacht werden, unter der, der behandelnde Arzt seinen Patienten anmelden und alle Befunde auch hinterlegen kann. Dies sollte so einfach und unkompliziert gestaltet sein, damit der zuweisende Arzt schnell und einfach den Tumorpatienten zuweisen kann. Im Tumorboard selbst werden in den meisten Fällen 2-3 therapeutische Optionen vorgeschlagen, die dann der behandelnde Arzt mit dem Patienten und seinen Angehörigen besprechen sollte. Danach wird die Therapie festgelegt.
Nach der Erstbehandlung ist die Nachsorge bei Tumorpatienten von äußerster Wichtigkeit. Einerseits muss in den ersten Monaten das Ansprechen der Therapie beurteilt werden, aber vor allem müssen in den ersten Monaten auch die akuten Nebenwirkungen einerseits behandelt, aber auch die ersten Rehabilitationsschritte eingeleitet werden. Auch das Zuhören und auf den Patienten eingehen ist wichtig, da die Patienten mit ihrer Erkrankung und neuen Lebensumstände sich zurechtfinden und in den Alltag zurückfinden müssen.
Eine enge Zusammenarbeit mit Logopäden, Physiotherapeuten, Zahnärzten und Maxillofazialen Chirurgen, Strahlentherapeuten, klinischen Onkologen, aber auch den Zuweisenden Kollegen ist von enormer Wichtigkeit, um ein optimales Versorgen der Patienten mit einem bösartigen Kopf-Hals Tumor gewährleisten zu können.